Impuls für Freitag, 17. Oktober 2025

Losung
Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.
1. Mose 32, 27

Lehrtext
Da wurden Kinder zu Jesus gebracht, dass er die Hände auf sie legte und betete.
Matthäus 19, 13

Impuls für den Tag
Ich denke an Silke. Sie sitzt seit Wochen täglich im Krankenhaus am Bett ihrer Tochter. Sie hat eine dünne Decke auf einem unbequemen Stuhl, schläft manchmal kurz ein und wacht bei jedem Geräusch wieder auf. „Ich bleibe hier, bis es besser wird“, sagt sie, und ihr Blick lässt keinen Zweifel daran. Zwischen Geräten und Geruch von Desinfektion liegt ihre Hand auf der Hand ihres Kindes – eine leise, warme Brücke. Draußen wechseln die Tage. Drinnen ist Zeit anders. Stunden dehnen sich, Hoffnungen flackern, fallen und stehen wieder auf. Silke hält aus, nicht weil sie glaubt, alles verändern zu können, sondern weil sie ringen will – bis der Segen kommt, wie auch immer er aussehen wird.
„Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“
Und ich ahne, dass das schon Segen ist – zuerst für Silkes Tochter: Das Dasein und Bleiben, bis das Licht durch die Ritzen dringt. Das Warten, bis das Herz merkt, dass es gehalten wird. Und nicht aufzugeben, wenn die Dunkelheit noch dicht ist.
Ich stelle mir vor, irgendwo in diesem Warten legt Gott selbst die Hand auf ihre beiden Hände – beharrlich, zärtlich, eine leise, warme Brücke zwischen Himmel und Erde. Und plötzlich, vielleicht nur für Sekunden, fühlt es sich so an – wie Segen.

Sebastian Schirmer, Leipzig